Was für Branchenkenner wie eine Routinemeldung klingt, ist für die lange strauchelnde Evotec SE ein sehr willkommener „steter Tropfen“: die erfolgsabhängigen Meilensteinzahlungen von Partner Bristol Myers Squibb (BMS). Dank eines neuerlichen Fortschritts in der strategischen wissenschaftlichen Zusammenarbeit bei der Entwicklung einer Pipeline von Molecular Glues folgt nun wieder ein solcher Bonus, diesmal in Höhe von insgesamt 75 Mio. US-Dollar.

Totgesagte leben länger. Die Börsenhülle eines SPAC war nur für wenige europäische Biotech-Firmen der Weg an die US-Börse, der kurze Hype um die Special Purpose Acquisition Company (SPAC) verebbte schnell. Doch die Heidelberger Veraxa Biotech, ein Portfoliounternehmen der Xlife Sciences AG (Zürich) nutzt nun eine solche Hülle für den Gang an die Nasdaq zu einer Milliardenbewertung. Das attraktive Thema der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) macht es wohl möglich.

Mit der Unterzeichnung eines Beteiligungsvertrags Anfang April haben die Göttinger Biotechnologiepioniere Repairon GmbH und der Life-Science-Investor Bioventure Management GmbH eine strategische Partnerschaft besiegelt, die die Behandlung von Herzinsuffizienz weltweit grundlegend verändern soll. Die Ausgründung der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) steckt mitten in der klinischen Entwicklung und Kommerzialisierung des sogenannten Herzpflasters – einer Stammzelltherapie, die dem Patienten neue funktionale Herzmuskelzellen zuführt.

Wenige Tage nach der Ankündigung vom Basler Nachbarn Novartis kündigt auch die Roche Holding an, massiv in den USA zu investieren. Es sollen auch bei Roche rund 50 Mrd. US-Dollar in den nächsten fünf Jahren in diverse neu- und ausgebaute Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten fließen.

Mit der Bekanntgabe der Geschäftszahlen 2024 und dem Jahresausblick sieht sich die Hamburger Evotec SE gut aufgestellt, um nach schwierigen Monaten eine echte Trendwende hinzubekommen. Weiter geht es um Kostenreduktion beim Aufwand für die partnerschaftlichen Forschungsprojekte, die um rund 30% gesenkt werden sollen. Zudem verschreibt sich das Unternehmen eine schlankere Firmenstruktur und will sich von Beteiligungen trennen. Zugpferd ist derzeit die Produktionseinheit Just-Evotec, die ein Wachstum von 70% aufweist. Am Nachmittag gibt es Erläuterungen zu den Zahlen, die hier nachgetragen werden.

Boehringer Ingelheim schließt eine Entwicklungskooperation mit Cue Biopharma (Boston, USA), die eine präklinische Technologieplattform zur T-Zell-Modifikation einbringt. Damit sollen verschiedene Autoimmunerkrankungen angegangen werden. Der Deal reiht sich ein in aktuelle Partnerschaften mit frühen Projekten oder wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem Broad Institute. Gleichzeitig treibt Boehringer die gut gefüllte eigene – und weit fortgeschrittene – Pipeline voran. Bleibt nur die Usicherheit mit den US-Zöllen, da die Ingelheimer vom US-Markt besonders abhängig sind.

Wirkstoffe sollten zielgenau an ihren Wirkort gebracht werden. Dazu werden sie umhüllt, in Cremes aufgelöst oder in Pillenform verabreicht. Doch gerade Wirkstoffe auf Eiweißbasis gelangen bisher hauptsächlich über eine Spritze subkutan oder intravenös in den Organismus. Die Innsbrucker Cyprumed GmbH hat eine Technologie entwickelt, mit der Peptide und Spezialformen von Proteinen auch oral verabreicht werden können. Das hat die US-amerikanische Merck mit ihrer europäischen Einheit Merck, Scharp & Dohme (MSD) nun zu einer millionenschweren Partnerschaft bewegt.

Ob es die Zollandrohung oder andere Diksussionen aus dem Bereich „America first“ waren, lässt die Schweizer Novartis AG offen. Doch gänzlich unbeeinflusst ist wohl nicht, was zwar schon länger geplant war, nun aber mitten in die Zoll-Drohgebärden der Trump-Regierung hineinplatzt: Novartis steckt über 23 Mrd. US-Dollar in den Neu- oder Ausbau von Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten. Neben diesen Infrastrukturinvestitionen werden die Schweizer in den kommenden fünf Jahren noch weitere 27 Mrd. US-Dollar in ihre US-Präsenz investieren.

Wer immer den Begriff „Klassentreffen“ für die Deutschen Biotechnologietage erfunden hat, hatte damit in der Vergangenheit schon immer mitschwingen lassen, dass sich eine älter werdende aber auch irgendwie natürlich schrumpfende Gruppe von Gleichgesinnten trifft, die maximal nostalgisch über alte, eventuell bessere Zeiten spricht und nicht unbedingt Inspiration, Motivation oder gar eine positive Zukunftsvision transportiert, deren Umsetzung im Bereich der Lebensspanne zu erwarten wäre. Alles war diesmal jedoch ganz anders auf den 15. Biotechnologietagen in Heidelberg. Zwar war es auch im Kern ein Klassentreffen, nur diesmal wurde die Bühne auch geöffnet für Branchenvertreter anderer Industrien, junge Forscher und tatsächlich auch mehr internationale Besucher als jemals. Das Klassentreffen hat eine neue Anziehungskraft entwickelt, Heidelberg hat sich von seiner allerbesten Seite präsentiert und ist vielleicht der Geburtsort eines neugefundenen Selbstbewusstseins, das sich sehr einfach und kurz fassen lässt: wir können auch Party!

Einem Urgestein der Münchner Biotechnologie-Szene, der 1994 gegründeten Medigene AG, geht die Puste aus. Nach der kürzlichen Mitteilung zur Verlustanzeige des Grundkapitals haben Vorstand und Aufsichtsrat des Unternehmens den Weg zum Amtsgericht eingeschlagen, um dort die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu beantragen. Nach Morphosys verschwindet damit das letzte große „M“ der Firmennamen im Münchner Biotechnologie-Cluster, nachdem die Firma Micromet schon 2012 von Amgen aufgekauft worden war.